in der Gedenkstätte Schillstraße

In dem sogenannten „Entbindungsheim“ in Braunschweig wurden zwischen den Jahren 1943 und 1945 mindestens 365 Säuglinge von Zwangsarbeiter*innen durch Vernachlässigung umgebracht. Auf dem Friedhof Hochstraße wurden einige dieser Kinder begraben. Heute ist der Ort offiziell als Erinnerungsort markiert und in die städtische Erinnerungslandschaft eingebunden. Zwischen einer ersten öffentlichen Thematisierung der nationalsozialistischen Gräueltaten bis zur Institutionalisierung des Gedenkortes lagen knapp 15 Jahre. Wie lief der Prozess der Institutionalisierung ab? Und wie wird sich heute erinnert? Franka Vögel wird in ihrem Vortrag einen historischen Abriss sowie eine kultur- und raumwissenschaftliche Betrachtung der Gedenkstätte Friedhof Hochstraße vorstellen.

1930 wurde Braunschweig das zweite deutsche Land mit Nazis in der Regierung. Aber bereits 1923 hatten sie hier Erfolge erzielt und seit 1924 waren sie im Landtag vertreten. Wie ging Braunschweigs Arbeiterbewegung mit dieser neuen politischen Kraft um und wie versuchte sie, deren Aufstieg zu stoppen?

Das Außenlagersystem des Konzentrationslagers Neuengamme ist bereits vielfach und umfassend untersucht worden. Doch was geschah an den „Orten des Terrors“ in der unmittelbaren Nachkriegszeit und den folgenden Jahrzehnten, ehe an zahlreichen historischen Orten Gedenkstätten eingerichtet wurden? Maik Ullmann geht in seinem Vortrag der Frage nach, wie das Erinnern an den NS-Unrechtsorten der KZ-Außenlager möglich wurde. Lange Zeit wurden diese ebenso pragmatisch wie geschichtsvergessen umgenutzt und baulich überformt, waren aber auch Gegenstand von Gerichtsprozessen und fanden sich auf der vergangenheitspolitischen Agenda beider deutscher Staaten wieder. Die Lagerorte waren zu keiner Zeit wirklich vergessen. Auch die Erinnerungen der Überlebenden sind Teil einer Konflikt- und Entwicklungsgeschichte über die Aneignung und Deutung der Vergangenheit, die eng mit den erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen inmitten des Ost-West-Konfliktes verwoben ist.


Samstag, 12.10.24, 11 Uhr, Treffpunkt: Rathaus, Platz der Deutschen Einheit, Führung: Sabine Ahrens, Arbeitskreis Andere Geschichte e.V.

Braunschweig blickt auf eine 860-jährige Migrationsgeschichte zurück. Flandern und Friese machten im Mittelalter die Stadt bebaubar, englische Prinzessinnen und italienische Mätressen belebten das Kulturleben und französische Religionsflüchtlinge brachten neue wirtschaftliche Ideen mit. Hier erhielt auch der erste schwarzafrikanische Universitätsprofessor, ein ehemaliger Sklave, seine Schulbildung. Der Rundgang folgt ihren Spuren in der historischen Stadt.

Maria Antonia von Branconi 1770

Am Sonntag, den 8. September 2024 ist das Gedenkstättengebäude am Tag des offenen Denkmals von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Für interessierte Besucher*innen, die mehr über die Geschichte des historischen Ortes und die Gedenkstätte erfahren möchten, werden um 11.30 Uhr und 14.00 Uhr öffentliche Führungen (ca. 90 Minuten Dauer) kostenfrei angeboten. Treffpunkt für die Führungen ist im Gebäude der Gedenkstätte (Schillstraße 25, 38102 Braunschweig), eine Anmeldung ist nicht notwendig. Im Rahmen eines Rundgangs durch die Außenanlagen werden die verschiedenen baulichen Relikte und Erinnerungszeichen vorgestellt sowie die Hintergründe zum Schilldenkmal erläutert. Ein Kurzfilm mit einem virtuellen Modell des KZ-Außenlagers macht dessen Aufbau und frühere Lage auf dem Gelände des heutigen BraWoParks nachvollziehbar. Anhand eines Videointerviews können sich die Teilnehmenden beispielhaft mit der Biografie eines ehemaligen Häftlings auseinandersetzen. Während der beiden Führungen ist ein Zugang zum Gedenkstättengebäude für weitere Besucher*innen nur eingeschränkt möglich.

Weiterführende Informationen zum Tag des offenen Denkmals, welcher bundesweit durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert wird, finden sich auch auf der offiziellen Webseite: https://www.tag-des-offenen-denkmals.de

Gedenkstätte Schillstraße


Mittwoch, 18.9.24, 18 Uhr, Führung: Rebekka Denz, Gerald Hartwig, Julia Meyer

Am Mittwoch, 18. September 2024 bietet der Arbeitskreis Andere Geschichte e.V./die Gedenkstätte Schillstraße in Kooperation mit dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. um 18.00 Uhr eine thematische Radtour durch Braunschweig an. Im Fokus der diesjährigen Radtour stehen die Themenfelder „jüdische Kultur und Kunst„. In den Blick geraten in der Kunstszene tätige Frauen und Männer. Der Bogen spannt sich vom 19. Jahrhundert bis in die Zeit der BRD. Das Veranstaltungsangebot knüpft an zwei Ausstellungen im Städtischen Museum an, die sich unlängst dem künstlerischen Schaffen von Lette Valeska und Galka Scheyer widmeten. Bei der Radtour öffnet sich die Beschäftigung mit den Lebenswegen einzelner Braunschweiger Persönlichkeiten dem größeren Kontext von Musik, Malerei, Grafik und Fotografie.

Es handelt sich um keine geführte Radtour. Die Teilnehmenden erhalten eine Stadtkarte, in der die Informationspunkte eingetragen sind, an denen zu einer festgelegten Zeit etwas zum jeweiligen Thema zu erfahren ist. Die Details der Route sowie Start- und Endpunkt der Radtour erfahren Sie nach Anmeldeschluss. Die Dauer beläuft sich auf ca. 2 Stunden. 

Anmeldung bis zum 13.09.2024 (es sind momentan noch ein paar Plätze frei) beim Israel Jacobson Netzwerk unter 0178-6723594 oder veranstaltungen@ij-n.de

Die Radtour ist Teil der vom Israel Jacobson Netzwerk initiierten Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide 2024 sowie der Braunschweiger Spaziergänge 2024 des Arbeitskreis Andere Geschichte.

Wohnhaus von Ephraim Moses Lilien in der Wolfenbütteler Straße