Der bevorstehende Jahrestag des Novemberpogroms 1938 veranlasst uns,  zu zwei Veranstaltungen einzuladen. Diese sollen dazu beitragen, unser bruch­stückhaftes Wissen über die regionalen Vorgänge und ihre Vor- und Nachgeschichte zu er­gänzen. Wir laden herzlich zum Gespräch ein über das, was uns bekannt ist, und das, was wir genauer wissen wollen.

Ausgewiesen im Oktober 1938. Die Geschichte der Polenaktion in Braunschweig

Am 27.10.1938 wurden reichsweit etwa 17.000 Menschen verhaftet und mit Sonder­zügen an die polnische Grenze gebracht. Sie waren Juden polnischer Staatsangehörig­keit. Auch aus Stadt und Land Braunschweig wurden Menschen, die oftmals seit Jahrzehnten hier lebten oder geboren waren, verhaftet und ausgewiesen.

Die Historikerin Alina Bothe von der Freien Universität Berlin wird diese fast unbe­kannte Aktion als erste Massendeportation im Deutschen Reich nachzeichnen und auf die Geschehnisse in Braunschweig anhand verschiedener Biographien betroffener Familien eingehen.

Ihr Vortrag findet am Donnerstag, den 2. November 2017 um 19.00 Uhr in der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße statt.

 

Die Pogromnacht im Braunschweiger Land

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden überall in der Region Braun­schweig Kommandos der allgemeinen SS und SS-Junker, unter­stützt von örtlicher SA und Polizei, in Gang gesetzt. Sie überfielen Synagogen, setzten sie wie in Holzminden, Peine, Seesen und Wolfenbüttel in Brand oder verwüsteten sie wie in Goslar und Braunschweig. Sie erschossen Angehörige der Gemeinden, plünderten Wohnungen und Geschäfte, verhafteten fast alle jüdischen Männer, die sie antrafen, und brachten sie in das Konzentrationslager Buchenwald. Dietrich Kuessner, Pfarrer i.R., gibt einen Überblick über die Abläufe, die Befehlswege und die Täter.

Romy Stumpe hat sich in einem Praktikum in der Gedenkstätte mit der juristischen Aufarbeitung der Verbrechen in der Pogromnacht in den Nachkriegsjahren befasst. Sie berichtet über die Verfahren, die über die Vorgänge in Seesen geführt wurden, die Anlässe der Strafverfolgung, die Rechtsprechung und die Verbüßung der verhängten Strafen.

Die Beiträge werden am Sonntag, den 12. November 2017 um 15.00 Uhr in der Gedenkstätte vorgestellt.