Vergessene Friedhöfe in Braunschweig

Seit dem 18. Jahrhundert umgibt die Braunschweiger Innenstadt ein Kranz von Friedhöfen. Jede Kirchengemeinde richtete ihren eigenen Friedhof ein und begrub ihre Toten in der Natur vor den Toren der Stadt. Im Mittelalter wäre dies noch undenkbar gewesen, denn nur Straftäter oder unbekannte Tote wurden namenlos außerhalb der Mauern beerdigt. Alle anderen Christen wurden nah an den Reliquien bestattet und reiche Patrizier konnten sich sogar einen Platz am Altar kaufen.
Im 18. Jahrhundert wurden die Toten im Zuge der Aufklärung aus der Stadt verbannt – aus Gründen der Hygiene und aus Platznot. Christliche Symbole wie das Kreuz sind auf den Grabsteinen dieser Zeit selten zu finden. Stattdessen treten Totenkranz, verlöschende Fackeln oder Schmetterlinge in den Vordergrund: Zeichen des Todes und der Auferstehung, wie Lessing sie vorgeschlagen hatte.
Mit der Einweihung des Zentralfriedhofes 1887 gerieten die alten Friedhöfe langsam in Vergessenheit. „Die Natur schien zu überwuchern, das Dickicht von Waldreben, Efeu und Heckenrosen, die Verstorbenen ein zweites Mal zu begraben“ (S. Schaper). Heute strahlen die Friedhöfe dank Sanierung in den letzten Jahren wieder in neuem altem Glanz.
Besucht werden der ehemalige Friedhof der Reformierten Gemeinde an der Juliusstraße, der Petrifriedhof und der ehemalige Friedhof der St.-Martini-Gemeinde, beide an der Goslarschen Straße. Außerdem der Friedhof des Kreuzklosters in der Freisestraße.

Samstag, 2.7.16, 15 Uhr
Treffpunkt: Eingang Reformierter Friedhof, Juliusstraße 43
Führung: Andreas Schwarz

Reformierter Friedhof

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