Der „Arbeitskreis Andere Geschichte e. V.“ freut sich darüber, dass PD Dr. Nadine Freund als Nachfolgerin von Frank Ehrhardt zum 1. Juni 2022 die Vereinsgeschäftsführung und die Leitung der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße übernommen hat. 

Nadine Freund hat in Kassel Geschichte und Politikwissenschaft studiert und dort 2015 promoviert. Zeitgleich arbeitete sie, im Auftrag des Regierungspräsidiums Kassel, an einer Monografie über die Geschichte der Behörde im Nationalsozialismus. Diese wurde vom Hessischen Wissenschaftsministerium mit dem Wissenschaftspreis für Hessische Geschichte und Landeskunde ausgezeichnet. Bevor sie ihre neue Stelle antrat, war Frau Freund seit 2017 am Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München beschäftigt. Als Privatdozentin bleibt sie an der Universität Kassel in das Fachgebiet ‚Westeuropäische Geschichte‘ eingebunden. Sie forscht und lehrt unter anderem zur Regionalgeschichte sowie zur Erinnerungskultur und legt besonderen Wert darauf, Studierenden Forschungs- und Berufsmöglichkeiten im Bereich der Regionalgeschichte näherzubringen.

Sie sieht sich als Vermittlerin in der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen zu den Themen des gesamten 20. Jahrhunderts, mit denen sich der Arbeitskreis Andere Geschichte e. V. beschäftigt. Sie ist sich bewusst, dass das Engagement der in den 1980er Jahren entstandenen Geschichtswerkstätten, mit kritischer Zielsetzung und mit beeindruckendem zivilgesellschaftlichem Engagement ‚Andere Geschichte‘ zu betreiben, von unschätzbarem Wert für die Demokratie in Deutschland war und bleibt: 

„Nicht zuletzt auf der Grundlage der Arbeit der Geschichtswerkstätten gelang es, eine revisionistische Wende in der Geschichtspolitik der BRD abzuwenden. ‚Sozialgeschichte‘ fristet heute, auch dank Initiativen wie dem Arbeitskreis Andere Geschichte e. V., kein randständiges Dasein mehr. Vor dem Hintergrund einer immer stärker auseinanderklaffenden Schere zwischen ‚Arm‘ und ‚Reich‘ lohnt es sich jedoch, den Blick weiterhin auf gesellschaftliche Ungleichheiten in Geschichte und Gegenwart zu richten und für eine gerechte und offene Gesellschaft einzustehen. Heute ist zivilgesellschaftliches Engagement mehr denn je gefragt, um dem Rechtsruck in der Gesellschaft zu begegnen und sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu positionieren.“ 

In diesem Sinne freut sich Nadine Freund auf neue Projekte des Arbeitskreises, die ‚den Finger in die Wunde legen‘ und einer breiten Öffentlichkeit zeigen, was zivilgesellschaftliches Engagement zu leisten im Stande ist.

Die Erinnerungs-, Forschungs- und Bildungsarbeit der Gedenkstätte, die ihren Focus auf die NS-Geschichte in Braunschweig legt, möchte die neue Leiterin voranbringen, indem sie auch auf Tagesaktualität setzt – beispielsweise, was geschichtsverzerrende Bilder im Zuge des Krieges gegen die Ukraine oder der Corona-Proteste betrifft. Die Arbeit soll zukünftig auch stärker interregionale, beziehungsweise Aspekte der vergleichenden Regionalforschung in den Blick nehmen. Damit sollen auch die Beziehungen des Arbeitskreises und der Gedenkstätte zu den Nachbarregionen gestärkt werden. Zudem strebt Nadine Freund eine engere Zusammenarbeit mit der Hochschulforschung und -lehre an und hofft, auf diese Weise auch das Interesse junger Erwachsener am Arbeitskreis fördern zu können. Weitere Zielgruppen möchte sie nicht zuletzt über berufsbezogene Vermittlungsangebote ansprechen. Schließlich hat sie sich eine stärkere Digitalisierung der Arbeit von Arbeitskreis und Gedenkstätte zum Ziel gesetzt.