„Gekommen, um zu bleiben? Jüdische Migranten aus Osteuropa…“ nun in Helmstedt
Im Seitenschiff von Helmstedts zentraler Pfarrkirche „St. Stephanie“ blicken uns seit dem 5. September die lebensgroßen Abbildungen von Janku Moise, Adolf Ball, Rosa und Jakob Berger an. Unsere Ausstellung über die jüdischen Migrantinnen und Migranten seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat ihre dritte Station erreicht. In der Kirche (Großer Kirchhof 6) ist sie täglich von 10.00 – 18.00 Uhr zu sehen.
Sie kamen aus Osteuropa in die Region Braunschweig. Hinter ihnen lagen Erfahrungen von Armut, Krieg und staatlicher Neuordnung – von unsicheren Zeiten im Umbruch. Es waren jüdische Einwanderinnen und Einwanderer aus Osteuropa, die in der Zeit um den Ersten Weltkrieg nach einer neuen Heimat suchten. Bald stellten sie in den Städten einen großen Teil der jüdischen Bevölkerung. In der Region Braunschweig angekommen, wurden sie immer wieder angefeindet. Ihr rechtlicher Status war ungesichert. Viele von ihnen waren staatenlos. Die Mehrzahl konnte trotz der Umstände ihren Lebensunterhalt bestreiten und bemühte sich um die Schulbildung der Kinder. In den Tageszeitungen wurden kontroverse Debatten über die Migranten geführt. Im Verhalten der Behörden, aber auch in der Gesellschaft insgesamt stießen sie auf antisemitische Vorbehalte. Dennoch entschloss sich nur ein Teil der neuen Einwohner, nach Übersee weiterzuwandern.
Die Ausstellung blickt nun auch auf die historische Situation in Helmstedt. Susanne Weihmann hat den Lebensweg von David Wegmann nachgezeichnet. Wegmann stammte aus Polen. 1915 wurde er als Zivilgefangener in die Region gebracht, später lebte er als Papierhändler in Helmstedt. 1938 wurde er im Zuge der so genannten „Polenaktion“ abgeschoben.
Führungen durch die Ausstellung können verabreden werden unter: r.denz@ij-n.de
Öffentliche Führungen sind am Sonntag, den 19. September um 12.00 Uhr, am 1. Oktober um 16.00 Uhr, am 10. Oktober, an dem die Ausstellung endet, um 15.00 Uhr.
Die Ausstellung wird im Rahmen der Jüdischen Kulturtage in Zusammenarbeit mit den Israel Jacobson-Netzwerk gezeigt. Dank gilt insbesondere der St. Stephani-Kirchengemeinde für die gastfreundliche Aufnahme.