Gekommen, um zu bleiben? – Ein Ausflug in die Migrationsgeschichte Braunschweigs

Sie kamen aus Osteuropa nach Braunschweig. Hinter ihnen lagen Erfahrungen von Armut, Krieg und staatlicher Neuordnung – von unsicheren Zeiten im Umbruch. Es waren jüdische Einwanderinnen und Einwanderer, die in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Westen nach einer neuen Heimat suchten und zum Beispiel in Braunschweig eintrafen. Bald stellten sie mehr als ein Viertel der jüdischen Bevölkerung.

Die Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben? Jüdische Migranten aus Osteuropa in Braunschweig“ geht erstmals den Spuren dieser Einwanderer nach. Sie mussten versuchen, in Braunschweig ein Auskommen zu bekommen. Ihr Rechtsstatus war ungesichert und erst nach Jahrzehnten hatten sie eine Chance auf eine Einbürgerung. Im Verhalten der Behörden, aber auch in der Gesellschaft insgesamt stießen sie auf starke antisemitische Vorbehalte. In den Tageszeitungen wurden kontroverse Debatten über die Zugezogenen geführt. Dennoch entschloss sich nur ein Teil der neuen Einwohner zu einer Weiterwanderung nach Übersee. Die Mehrzahl konnte ihren Lebensunterhalt bestreiten und richtete das Augenmerk auf die Schulbildung ihrer Kinder.

Die Ausstellung ist ein Projekt des Arbeitskreises Andere Geschichte im Rahmen des städtischen Programms „Vom Herzogtum zum Freistaat“. Braunschweigs Weg in die Demokratie 1916 – 1923“. Sie stellt in der Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße vom 18. November bis 13. Dezember 2018 vier Lebensgeschichten von jüdischen Familien vor. Zugleich wird auf mehreren Tafeln die Herkunftssituation der Einwanderer in Osteuropa untersucht. Wir lesen über den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft, über die rechtliche Situation, über religiöse Orientierungen und die ersten eigenen Organisationen der Einwanderer. Letztlich stellt sich die Frage nach dem Bleiben oder dem Aufbruch zu neuen Zielen.

Ausstellungseröffnung:
Sonntag, 18.11.2018, 15.00 Uhr
mit Einführungen von Rebekka Denz, Frank Ehrhardt und Dr. Jonathan Voges.
Grußwort aus aktueller Sicht: Boris Bonkowski (Refugium Braunschweig)

Öffnungszeiten:
Di, Mi und So 14 – 17 Uhr, Do 16 – 19 Uhr
Weitere Öffnungszeiten und Führungen:
Telefon 0531/2 70 25 65
gedenkstaette.schillstrasse@braunschweig.de

Im Rahmen der Ausstellung findet am Sonntag, den 25.11.2018, 14.00 Uhr eine Kuratorenführung mit Rebekka Denz und Frank Ehrhardt statt. Am Sonntag, den 2.12.2018 spricht um 14.00 Uhr Dr. Hans-Jürgen Derda (Braunschweigisches Landesmuseum) über den Graphiker Ephraim Moses Lilien (1874 – 1925). Die Finissage der Ausstellung bestreitet Prof. Dr. Verena Dohrn (Hannover) am Donnerstag, den 13.12.2018 um 19.00 Uhr mit einem Vortrag über „Osteuropäische-jüdische Migranten zur Zeit des Ersten Weltkriegs“.

 

Hochzeit der aus Galizien stammenden Familie Spindel 1918

 

Eine Ausstellung des Arbeitskreis Andere Geschichte e.V.
Gefördert durch die Stadt Braunschweig, Dezernat für Kultur und Wissenschaft und Volkswagenwerk Braunschweig