Das derzeitige Umsichgreifen rechter Deutungsmuster und die wachsende Präsenz rechtsradikaler Positionen in der Öffentlichkeit gibt uns Anlass, sich für vergleichbare Entwicklungen in der Geschichte unserer Region zu interessieren. Hierbei stellen wir die Fragen, wie sich rechte Gruppierungen entwickelten, welche Ideenwelt sie verbreiteten und welchen Resonanzboden sie in der Gesellschaft fanden. Die jeweiligen Voraussetzungen für ihren Erfolg sind ein weiteres Thema beim Blick auf die Beispiele aus dem 20. Jahrhundert, zu dem wir Sie einladen möchten. Die Veranstaltungen finden jeweils in der Gedenkstätte KZ-Aussenlager Braunschweig Schillstraße statt.

Donnerstag, 22.6.2017, 19.00 Uhr

Stefanie Waske
Das Oktoberfest-Attentat und der Rechtsterrorismus der 1980er Jahre

Mit dem Anschlag auf das Münchner Oktoberfest am 26. September 1980 rückte ein junger Student in den Blick der Öffentlichkeit: Gundolf Köhler aus Donaueschingen, der bereits als Teenager an Übungen der Wehrsportgruppe von Karl-Heinz Hoffmann teilgenommen hatte. 13 Menschen tötete die Bombe auf der Wiesn, mehr als 200 wurden verletzt. Doch was hatte Köhler und seine rechten Kameraden einst motiviert, sich für paramilitärisches Training zu begeistern? Oder in ihrer Freizeit Sprengkörper zu bauen? Dies beleuchtet die Politologin und Journalistin Dr. Stefanie Waske, die für die Wochenzeitung DIE ZEIT zum Oktoberfestattentat recherchierte. Sie wird auch einen Blick auf regionale Gruppen und deren Vorfeldorganisationen werfen.
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Donnerstag, 18.5.2017, 19.00 Uhr

Alexander Kraus
„Konjunkturritter“ und „Postenjäger“. Tagebuchreflexionen eines Kochs zum politischen Klima in Wolfsburg und Umgebung zur Zeit der DRP-Wahl 1948.

Mit dem Ausgang der Kommunalwahl vom 28. November 1948 schrieb Wolfsburg ein schmähliches Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte, denn erstmals konnte eine „Partei des organisierten Rechtsradikalismus“ ein kommunalpolitisches Ausrufezeichen setzen. Wolfsburg wurde zum unrühmlichen Sonderfall, zur „Stadt der Nazis“ – auch in der überregionalen Wahrnehmung. Dr. Alexander Kraus vom Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (Wolfsburg) fragt in seinem Vortrag nach den Gründen für den beispiellosen Erfolg der Deutschen Rechtspartei (DRP), die damals mehr als 64 Prozent der Wählerstimmen gewinnen konnte. Dafür werden erstmals die Tagebücher des 1924 in Stettin geborenen Günter R. einbezogen.
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Donnerstag, 20.4.2017, 19.00 Uhr

Markus Gröchtemeier
1922 – Hitlers erste Helfer in Norddeutschland.
Der Aufstieg der NSDAP in Wolfenbüttel

Die Wiege der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in Norddeutschland liegt in der Stadt Wolfenbüttel. Im November 1922 gründeten die alteingesessenen Wolfenbütteler Heinrich Bode, Gustav Milzer, Hugo Schumacher, Wilhelm Gebhardt jun., Friedrich Köhlert und Reinhold Schild die erste NSDAP-Ortsgruppe außerhalb Süddeutschlands. Nicht zuletzt mit Hilfe der NS-Zeitung „Horchposten“, später „Niedersächsischer Beobachter“, eroberte die Hitlerbewegung in den Folgejahren die Orte des Kreises. Der Braunschweiger Historiker Markus Gröchtemeier, der für die Stadt Wolfenbüttel eine Publikation zur NS- und Nachkriegszeit erarbeitete, referiert über den Aufstieg der Nationalsozialisten in der Lessingstadt.