Mit der Etablierung der NS-Herrschaft vor achtzig Jahren verbinden wir den brutalen Terror, mit dem die Nationalsozialisten ihre politischen Gegner verfolgten. Oft tritt dabei in den Hintergrund, dass die neuen Machthaber bereits in diesem Jahr sehr unterschiedliche Maßnahmen ergriffen, die das künftige Leben in Deutschland für viele Menschen änderten. Wir laden zu drei Vorträgen in die Gedenkstätte Schillstraße ein, die die Auswirkungen auf unterschiedliche Verfolgte nachzeichnen.

 

Donnerstag, 11.4.2013, 19.00 Uhr

„Denn so böse kann die Welt nicht sein …“

Die jüdische Familie Mesritz – eine Spurensuche in Braunschweigs Umland

Vortrag von Martina Staats

Jüdisches Leben auf dem Land: Der Viehhändler Arend Mesritz lebte mit seiner Frau Pauline und den vier Kindern Benno, Erich, Heinz und Sitta zeitweise in den Orten Peine, Wittingen, Gliesmarode und Wense. Heute erinnern Stolpersteine an die jüdische Familie. Der Vortrag erzählt von ihren Lebensstationen im Umland Braunschweigs, der Emigration in die Niederlande und der Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager.

 

Donnerstag, 23.5.2013, 19.00 Uhr

„…ist mit deutschen Verhältnissen und mit der deutschen Bevölkerung völlig verwachsen.“

Jüdische Migranten aus Osteuropa und ihr Schicksal im Nationalsozialismus.

Vortrag von Frank Ehrhardt

1925 lebten in Braunschweig etwa 280 Juden, die keine deutsche Staatsbürgerschaft hatten. Oft hatten sie während der staatlichen Neuordnung im russischen Teil Polens oder im österreichischen Galizien ihre bisherige Heimat verlassen, nicht selten waren sie vor Krieg und Antisemitismus geflohen. In der Weimarer Zeit konnten sie sich einbürgern lassen, wenn eine langjährige Aufenthaltsdauer ihre Integration nahelegte. Für die Nationalsozialisten blieben sie aber „Fremdrassige“, denen bereits Mitte 1933 die Staatsbürgerschaft wieder aberkannt wurde. Der Vortrag beschreibt an Einzelschicksalen ihre Lage.

 

Donnerstag, 13.6.2013, 19.00 Uhr

„Wer erbkrank ist, kann durch chirurgischen Eingriff unfruchtbar gemacht werden…“

Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 und seine Folgen.

Vortrag von Dr. Thomas Kubetzky

Bereits 1933 erließ die nationalsozialistische Regierung neben einer Fülle von Gesetzen und Verordnungen zur Verfolgung nicht nur politischer Gegner mit dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses ein erstes und wichtiges Instrument der Rassepolitik. Zwischen 1934 und 1945 wurden etwa 360.000 Menschen aufgrund dieses Gesetzes zwangssterilisiert. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Durchführung des Gesetzes und eine Einordnung in die rassebiologische Diskussion der Zeit. Anhand von einzelnen Schicksalen werden des Weiteren wesentliche Entscheidungsmuster des Erbgesundheitsgerichtes in Braunschweig vorgestellt.

Veranstaltungsort: Gedenkstätte Schillstraße, Telefon 0531/270 25 65, gedenkstaette.schillstrasse@braunschweig.de