Zum Ende und im Anschluss an die  Ausstellung „Kinder im Krieg – Polen 1939 – 1945“ kann in der Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße die Frage nach dem Geschehen vor 75 Jahren weiter verfolgt werden. Vier Veranstaltungen finden statt:

 

Donnerstag, 9.10.2014, 19.00 Uhr

Zur Kriegsführung der Löwendivision in Polen
Vortrag von Dr. Martin Heinzelmann

Heimatgarnison der 31. Infanteriedivision der Wehrmacht war Braunschweig. Die auch Löwendivision genannte Einheit nahm im September 1939 am deutschen Überfall auf Polen teil. Der Vortrag zeigt, dass die Löwendivision dabei vom ersten Kriegstag an in die verbrecherische Kriegsführung des Deutschen Reichs involviert war. Es gab Erschießungen und Plünderungen. Während des Feldzugs und in der anschließenden Besatzungszeit war offener Antisemitismus in der Einheit verbreitet. Der Überfall auf Polen war für die Division Auftakt zum bald folgenden Vernichtungs- und Raubkrieg gegen die Sowjetunion.

 

Samstag, den 18.10.2014, 15.00 Uhr

Vor 75 Jahren: Verweigerung des Kriegsdienstes und die Zeugen Jehovas
Vortrag von Reiner Lüdtke

Eine Verweigerung des Kriegsdienstes wurde aufgrund der bei Kriegsbeginn erlas-senen Sonderstrafrechtsverordnung als „Zersetzung der Wehrkraft“ mit der Todesstrafe geahndet. Bei weitem am stärksten waren von diesen Urteilen durch das Reichskriegsgericht Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas betroffen. Bereits am 15.9.1939 erfolgte im Konzentrationslager Sachsenhausen die demonstrative Erschießung von August Dickmann, eines Zeugen Jehovas, vor den angetretenen Gefangenen. Dennoch erklärten nur wenige der inhaftierten Zeugen ihre Bereitschaft zum Wehrdienst. Reiner Lüdtke berichtet in seinem Beitrag auch über Verfolgungsschicksale aus der Region.
Dienstag, 28.10.2014, 19.00 Uhr

 

„Der Fall Gleiwitz“
Ein inszenierter Kriegsanlass und seine filmische Dokumentation

Wenige Tage nach dem Mauerbau kam 1961 ein DEFA-Film in die Kinos der DDR, der Aufsehen erregte: „Der Fall Gleiwitz“. Die „Dokumentation mit künstlerischen Mitteln“, die mit einer expressiven Formsprache an Eisenstein und ihrer Musik an ein Brecht-Eisler-Stück erinnerte, verließ auch inhaltlich den üblichen Rahmen: Im Mittelpunkt stand der SS-Mann Helmut Naujoks, der mit der Inszenierung der angeblich polnischen Grenzprovokation am Reichssender Gleiwitz die Rechtfertigung schaffen sollte, um „seit 5.45 Uhr zurückzuschießen“. – Der Filmhistoriker Eyke Isensee kommentiert Form und Inhalte des etwa einstündigen Spielfilms.

 

Donnerstag, 20.11.2014, 19.00 Uhr

„…nie kämpft es sich schlecht für Freiheit und Recht…“
Walter Brinkmann und Fritz Skirde – Leben im Widerspruch im Zweiten Weltkrieg
Vortrag von Dr. Diethelm Krause-Hotopp und Frank Ehrhardt

Walter Brinkmann (1891 – 1949) kam aus dem kommunistischen Widerstand gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Sein Schuhgeschäft in der Kastanienallee wurde zu einer Kontaktstelle der Nazi-Gegner. 1945 setzte er sich für einen Wiederaufbau im Geiste des Antifaschismus ein.
Fritz Skirde (1895 – 1942) wusste es 1938: diese Politik führt in den Krieg. Seine Meinungsäußerung im Kollegenkreis der MIAG wurde denunziert. Bei der Gestapo verbarg Skirde seine Überzeugungen nicht. Vom Sondergericht verurteilt, kam Skirde ins Konzentrationslager. Im Lager Wewelsburg fand er den Tod.